Alzheimer - Demenz

Ergänzend zu den etablierten klinischen und bildgebenden Verfahren hat die Bestimmung von Biomarkern einen festen Platz in der Demenzdiagnostik eingenommen und wird dementsprechend auch in der AWMF-S3-Leitlinie „Demenzen“ der DGN und DGPPN mit starker Evidenz empfohlen. Ein Panel aus vier Einzeluntersuchungen liefert bei der Liquoruntersuchung die besten Ergebnisse. Tau-Protein gilt als wichtigster Marker einer Alzheimer-Fibrillenbildung und Tubulusdegeneration. Es lässt aber für sich betrachtet keinen verlässlichen Rückschluss auf die Genese zu, da auch vaskuläre, entzündliche oder traumatische Veränderungen zur Tau-Erhöhung im Liquor führen. Phospho-Tau (pTau181) zeichnet sich im Vergleich durch eine deutlich höhere Spezifität für die Alzheimer‘sche Erkrankung aus und sollte deshalb immer zusätzlich bestimmt werden. Das β-Amyloid-Protein als Marker der Alzheimer-Plaquebildung, noch verstärkt in der Aussagekraft durch die kombinierte Bestimmung des Amyloid-Quotienten aß42 x 10 / aß40, liefert in der Zusammenschau der Ergebnisse ergänzende Hinweise. Die Ergebnisse des 4er-Panels werden im Erlangen-Score zusammenfassend beurteilt, so dass eine Orientierung auf einen Blick möglich ist. Die Untersuchung ist geeignet, den Nachweis einer Amyloid-Pathologie zu führen, wie er für die Anwendung von Lecanemab zur Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz gefordert wird.
Die genetische Veranlagung zur Alzheimer-Demenz kann durch die Apolipoprotein E-Genotypisierung überprüft werden: das Vorliegen der Apo-E4-Variante ist mit einem höheren Risiko behaftet als die APO-E3-Normalvariante. Homozygote E4/E4-Träger tragen das höchste Risiko. Sie sind zudem wegen stärkerer Nebenwirkungen (ARIA-H und ARIA-E) von der Behandlung mit Lecanemab ausgeschlossen. Aktuell ist die Analyse für GKV-Patienten noch nicht verfügbar, sondern Selbstzahlern und Privatpatienten vorbehalten. Die Anforderung kann über diesen IGeL-Bogen erfolgen.
Ergibt sich klinisch oder aufgrund der Biomarker im Liquor (z.B. stark erhöhtes Tau bei normwertigem pTau181) ein Verdacht auf Creutzfeld-Jakob-Erkrankung CJD, sollte ergänzend das 14-3-3-Protein bestimmt werden. Ein negatives Ergebnis macht die Diagnose unwahrscheinlich, ein positiver Nachweis kann den Verdacht erhärten. In diesem Fall ist die zusätzliche Bestimmung des Prion-Proteins PrPSc im Nationalen Referenzzentrum für Spongiforme Enzephalopathien angeraten.
Neuerdings ist die Bestimmung von Biomarkern für die Alzheimer-Krankheit nicht nur aus dem Liquor möglich, sondern kann auch aus dem Blutplasma erfolgen. Während pTau217 der stärkste Einzelparameter ist, liefert die kombinierte Bewertung aus vier Einzelanalysen wiederum die besten Ergebnisse (pTau217, pTau181, aß42 x 10 / aß40). Analog der Bewertung im Erlangen-Score für den Liquor, erfolgt eine zusammenfassende Beurteilung im Plasma-Protein-Dementia-Score (PPD-Score). Die Bestimmungen können bei uns im Rahmen der Patientenversorgung als labordiagnostische Untersuchungen vorgenommen werden, da wir im Rahmen einer ausführlichen labortechnischen und klinischen Validierung die erforderliche CE-Konformität nach IVDR herbeigeführt haben (in-house-CE, LDT). Wesentliche Ergebnisse der Untersuchung sind in zwei wissenschaftlichen Postern zusammengefasst. Aktuell ist die Analyse für GKV-Patienten noch nicht verfügbar, sondern Selbstzahlern und Privatpatienten vorbehalten. Die Anforderung kann über diesen IGeL-Bogen erfolgen. Entsprechend der S3-Leitlinie „Demenzen“ kann die Blutplasma-Bestimmung als erstes, leicht zugängliches Screening bei Verdacht auf sehr frühe Stadien der Alzheimer-Erkrankung eingesetzt werden. Der definitive Nachweis der Amyloid-Pathologie soll dann durch die Liquordiagnostik und/oder Neuroradiologie (MRT, Amyloid-PET-CT) erfolgen.
Ergänzende Marker der Degeneration (auch bei Insulten, Tumoren, Trauma etc.) und vor allem für Verlaufskontrollen geeignet sind NSE und S100b.
Für weitere Demenzformen sind Biomarker im Liquor derzeit noch nicht im Sinne einer gesicherten medizinischen Labordiagnostik verfügbar, sondern befinden sich im fortgeschrittenen Forschungs- bzw. Erprobungszustand. Typische Beispiele sind alpha-Synuclein für die Lewy-Körperchen- und die Parkinson-Demenz, Ubiquitin (TDP43) bei der Amyotrophen Lateralsklerose und Neurofilamente bei der Multiplen Systematrophie MSA. Zunehmende Bedeutung erhalten die Neurofilamente allerdings in der Diagnose der Multiplen Sklerose (Enzephalomyelitis disseminata, ED). Sie werden dort als Aktivitätsmarker und zur Therapiekontrolle eingesetzt. Spezifische Biomarker der Frontotemporallappen-Demenz Pick (FTLD) sind nicht bekannt. Die Narkolepsiediagnostik erfolgt am besten durch hochauflösende Analyse der HLA-Merkmale DQB1*06:02 und/oder DRB1*15:01, ggf. ergänzt durch die Orexinbestimmung im Liquor.