Mikrobiologie
Urinuntersuchung
Bitte beachten Sie, dass wir unsere kulturelle Urindiagnostik an die 2020 aktualisierten Mikrobiologisch-Infektiologischen Qualitätstandards MiQ zu Harnwegsinfektionen angepasst haben. Daraus ergeben sich einige Neuerungen im diagnostischen Algorithmus. Gemäß den neuen Empfehlungen, wird bei der mikrobiologischen Untersuchung die Keimart (typisches oder potentielles Uropathogen) stärker berücksichtigt als die Keimzahl. Demnach werden typische Uropathogene in einer geringeren Keimzahl (103 - 104) bei entsprechender Klinik und Leukozyturie als relevant angesehen. Genauere Angaben entnehmen Sie bitte unseren neuen Befundkommentaren.
Der Hemmstofftest wird aus mikrobiologischer Sicht nicht mehr empfohlen und nur noch auf Sonderanforderung durchgeführt.
Die Bebrütungsdauer der Urinkulturen erhöht sich auf 48 Std. Ein Zwischenergebnis wird nach 24 Std. mitgeteilt. Grund hierfür sind potentielle Uropathogene wie Aerococcus urinae/sanguinicola, Actinotignum schaalii und Corynebacterium urealyticum, die erst nach einer längeren Bebrütungsdauer anwachsen.
Nativurin ist für die mikrobiologische Diagnostik am besten geeignet. Bei der Verarbeitung von Nativurin ist darauf zu achten, dass die Probe innerhalb von 4 Std. verarbeitet wird. Alternativ kann die Probenverarbeitung auf maximal 24 Std. ausgedehnt werden, wenn eine durchgehende Kühlung (2 - 8 °C) bis zur Probenverarbeitung gewährleistet wird. Eine unsachgemäße Lagerung führt zu einem raschen Wachstum von Bakterien im Urin. Dies kann das Ergebnis der Untersuchung erheblich verfälschen.
Wenn eine umgehende Verarbeitung der Urine bzw. eine Gewährleistung der Kühlkette nicht möglich ist, sollte eine Lagerung des Urins in Röhrchen mit Stabilisatoren-Zusatz (Borsäure) erfolgen (bis maximal 24 Std.). Zur Einsendung empfehlen wir Röhrchen mit einem Keimzahl-stabilisierenden Boratzusatz ("Urisog"), die bei uns unter Tel. 0421/2072-199
angefordert werden können.
Urineintauchkulturen (z.B. Uricult®) sollten wegen ihrer zahlreichen Nachteile vermieden und nur in Ausnahmefällen verwendet werden. In solchen Fällen ist unbedingt darauf zu achten, dass sich keine Restflüssigkeit im Probenröhrchen mehr befindet.
Entnahme Mittelstrahlurin
Damit die Erreger im Blasenurin möglichst hohe Keimzahlen erreichen (Abgrenzung gegen Kontaminanten), erfolgt die Urinentnahme frühestens 3-5 Std. nach der letzten Miktion; in der Regel ist dies der erste Morgenurin. Bei geistig und/oder körperlich behinderten oder bei gebrechlichen Patientinnen und Patienten ist eine Hilfsperson empfehlenswert.
Beim Mann: Hände und Vorhaut mit Seife waschen, Vorhaut zurückziehen, Eichel mit milder Seifenlösung waschen, mit frischem Wasser spülen, mit sauberem Tupfer trocknen. Den Urin ca. 3 Sek. ablaufen lassen, dann, ohne den Harnstrahl zu unterbrechen, 10-20 ml in sterilem Gefäß auffangen.
Bei der Frau: Patientin auf Untersuchungsliege oder in Hockstellung. Äußeres Genitale und den Damm gründlich mit Seife waschen, mit Wasser abspülen. Nach Spreizen der Labien Urethralmündung und Umgebung mit feuchten, sterilen Tupfern reinigen, mit einem weiteren sterilen Tupfer trocknen. Weiteres Vorgehen wie beim Mann.
Entnahme Katheterurin
Morgens bzw. frühestens 3-5 Std. nach letzter Miktion. Wie bei MS-Urin gründliche Reinigung der Urethralmündung und Umgebung. 10-20 ml Katheter-Urin in sterilem Gefäß auffangen. Wenn ein Dauerkatheter liegt, Urin direkt aus dem zuvor desinfizierten Katheter, nicht aus dem Auffangbeutel entnehmen.
Entnahme Blasenpunktionsurin
Kontraindikationen beachten! Blase muss gefüllt sein! Hautoberfläche der suprapubischen Punktionsstelle desinfizieren, wie bei Punktaten beschrieben. Von dem punktierten Urin 10-20 ml in ein steriles Gefäß füllen (ohne Zusätze). Bei Punktions- oder operativ gewonnenen Urinen wegen der mangelhaften Sensitivität keinen Agarträger (z.B. Uricult®) benutzen!
Versand
Mittelstrahl- und Katheter-Urin: 10 ml in ein "Urisog"-Röhrchen überführen.
Blasenpunktions-Urin wie auch Urine zur TBC-Diagnostik stets nativ, d.h. ohne Boratzusatz oder Agarträger, in sterilen Gefäßen einsenden.
Untersuchungsauftrag
Erreger und Resistenz (E + R); Keimzahlbestimmung erfolgt bei geeigneter Einsendeform unaufgefordert. Je nach Verdacht Untersuchung auf TBC (Kultur (K), Resistenzbestimmung (R), ggf. zusätzlich TBC-PCR) oder auf Pilze. Die mikroskopische Untersuchung auf Mykobakterien einschließlich TBC ist im Urin wegen mangelnder Sensitivität und Spezifität nicht empfehlenswert.
Bewertung
Gemäß den neuen Empfehlungen der Mikrobiologisch-Infektiologischen Qualitätstandards MiQ, wird bei der mikrobiologischen Untersuchung von Urinen die Keimart (typisches oder potentielles Uropathogen) stärker berücksichtigt als die Keimzahl. Demnach werden beispielsweise typische Uropathogene in einer geringeren Keimzahl (103-104) bei entsprechender Klinik und Leukozyturie als relevant angesehen. Genauere Angaben entnehmen Sie bitte unseren neuen Befundkommentaren.
Blasenpunktions-Urin: In kontaminationsfrei punktiertem Blasenurin sind nachgewiesene Keime unabhängig von der Keimzahl stets kritisch zu bewerten.
Als typische Uropathogene gelten: Enterobacterales, Pseudomonas aeruginosa, Staph. saprophyticus , ß-häm. Streptokokken der Gruppe A&B.
Als potentielle Uropathogene gelten: Staph. aureus, Enterokokken, Hefen (Candida), Aerococcus urinae, Aerococcus sanguinicola, Actinotignum schaalii, Corynebacterium urealyticum.
Kontakt
Unsere Zentrale Service-Hotline steht Ihnen gerne Mo - Fr von 8.00 - 19.00 Uhr und Sa von 9.00 - 12.00 Uhr für Anfragen kompetent zur Verfügung.
Tel.: +49 (0)421 2072-0
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