Mikrobiologie
Blutuntersuchung (Blutkultur)
Bei septikämischen Infektionen wird für den Bakteriennachweis im Blutkreislauf in der Regel Venenblut entnommen. Die Untersuchung von arteriellem Blut bringt auch bei Endokarditis und Fungämie keine Vorteile. Die Untersuchung von Knochenmark bietet nur im Ausnahmefall, z. B. bei Typhus abdominalis oder Brucellose, eine zusätzliche Nachweismöglichkeit. In jedem Fall darf das zu untersuchende Blut nicht in normalen Versandröhrchen eingesandt werden, sondern muss sofort nach Entnahme in ein flüssiges Nährmedium geimpft und in diesem zum Labor transportiert werden. Geeignete Blutkulturflaschen stellen wir auf Anforderung zur Verfügung.
Entnahme
Die Blutentnahmen sollten im möglichst frühen Stadium des Fieberanstiegs erfolgen. Pro Entnahme werden am besten immer 2 Blutkulturflaschen beimpft: eine zur aeroben, eine zur anaeroben Bebrütung. In klinisch dringenden Fällen (z.B. akute Endokarditis, septischer Schock) sind in zwei bis drei separaten Venenpunktionen gewonnene Blutkulturen (Pärchen) in rascher Folge zu entnehmen. Dann ist mit einer empirischen antibiotischen Therapie zu beginnen. In weniger dringenden Fällen (z. B. subakute Endokarditis, Fieber unklarer Genese) sollten zwei bis drei Blutkulturen innerhalb von 24 Stunden abgenommen wer-den. Die Flaschen müssen zum Zeitpunkt der Beimpfung Raumtemperatur haben. Eine darüber hinausgehende Erwärmung der Flaschen vor oder nach der Beimpfung bringt nicht nur keine Vorteile, sondern ist für eine optimale Wiederfindungsrate abträglich und muss unterbleiben.
Desinfektion der Punktionsstelle: Die Punktionsstelle wird auf einer ausreichend großen Fläche (ca. 5x5 cm, bei Kindern entsprechend geringer) mit 70%igem Propanol oder 70%igem Ethanol desinfiziert. Dieser wird mit einem sterilen Tupfer aufgetragen oder als Spray aufgesprüht. Die erforderliche Einwirkzeit von 1 Minute - oder orientierend bis zur Trocknung des Alkohols - muss unbedingt eingehalten werden. Daran anschließend erfolgt - konzentrisch vom Zentrum der desinfizierten Fläche nach außen - eine zweite Desinfektion, wieder mit 70%-igem Propanol oder 70%-igem Ethanol mittels sterilem Tupfer.
Vor der Überführung des Blutes in die Blutkulturflaschen ist der Stopfen der Blutkulturflasche mit 70%-igem Propanol oder 70%-igem Ethanol zu desinfizieren um Kontaminationen zu vermeiden.
Versand
Wir empfehlen, beide Blutkulturflaschen unbelüftet und unbebrütet einzusenden. Der Transport der beimpften Blutkulturflaschen zum mikrobiologischen Labor sollte unverzüglich und gegen Abkühlung geschützt erfolgen. Lange Lagerungs- und Transportzeiten sind zu vermeiden. Im Einzelfall kann dies bedeuten, dass außerhalb der regulären Transportzeiten eines Sammeltransportes entnommene Blutkulturflaschen durch Boten oder Taxi ins mikrobiologische Labor gebracht werden müssen. Auch an Wochenenden ist für einen baldigen Transport ins Labor zu sorgen, um ein positives Kulturergebnis möglichst frühzeitig zu erhalten.
Untersuchungsauftrag
Erreger und Resistenz (E+R), bei Verdacht auf septische Mykose auch Untersuchung auf Pilze. Für den kulturellen Nachweis von TBC-Bakterien sind die normalen Blutkulturfla-schen ungeeignet.
Bewertung
Physiologischerweise steril. "Steril"-Befunde sind erst nach 5-tägiger Bebrütung regulär bewertbar. Gemäß den mikrobiologisch-infektiologischen Qualitätsstandards (MIQ) ergibt eine Verlängerung der Inkubationszeit auf mehr als 5 Tage keine zusätzliche klinisch bedeutsame Erregerausbeute. Bei anhaltendem Verdacht auf Septikämie müssen weitere Blutkulturen angelegt werden. Jeden Erregernachweis teilen wir sofort telefonisch mit.
Häufige Sepsiserreger sind Staphylococcus aureus, Enterokokken und andere Kokken, E. coli und andere Gram-negative Stäbchen einschließlich Salmonellen und Anaerobiern. Beim Nachweis von koagulasenegativen Staphylokokken (KNS) oder von anderen potentiellen Kontaminanten lässt sich die Frage "Erreger oder Kontaminant?" nur bei genauer Kenntnis der klinischen Situation beurteilen (vermutete Sepsisquelle, Abwehrlage, Venenkatheter, Kunststoffimplantate, vorangegangene invasive Diagnostik?). Meist können in solchen Fällen Kontrolluntersuchungen zur Klärung beitragen.
Hinweis
Bei Verdacht auf Kathetersepsis Venenkatheterspitze mittels steriler Schere abschneiden und in sterilem Gefäß bzw. mit 1-3 Tropfen steriler physiologischer Kochsalzlösung zur Untersuchung auf Erreger und Resistenz einsenden.
Bei Verdacht auf eine spezifische bakterielle Infektion ist auch die Antikörperdiagnostik im Serum zu empfehlen: z.B. bei Salmonellose, Yersiniose, Borreliose, Brucellose, Listeriose; seltener auch bei Leptospirose, Tularämie, Rickettsiose (Fleckfieber).
Bei Verdacht auf eine systemische Mykose ist zusätzlich die Bestimmung des Candida-Antigen- u. Antikörper-Titers im Serum anzuraten.
Bei Verdacht auf Malaria oder andere Blutparasiten erbitten wir 4 ml EDTA-Blut. Bitte überlassen Sie unserem Labor das Anfertigen der Blutausstriche und des sogenannten "Dicken Tropfen". Sollte sich die Anfertigung durch den Einsender nicht umgehen lassen, senden Sie Ausstriche und "Dicke Tropfen" bitte luftgetrocknet, unfixiert und ungefärbt ein.
Kontakt
Unsere Zentrale Service-Hotline steht Ihnen gerne Mo - Fr von 8.00 - 19.00 Uhr und Sa von 9.00 - 12.00 Uhr für Anfragen kompetent zur Verfügung.
Tel.: +49 (0)421 2072-0
E-Mail schreiben